
ENTWICKLUNG UND EINSATZ ....
"Revi C12" Schrägbewaffnung 1943
Die Einsätze bei Nacht mit der "Schrägen-Musik" hatten für viele Engländer verheerende Folgen...
TECHNIK
Die neue Taktik der Nachtjagd, der "Schrägen-Musik" erforderten insofern das Geschick der Flugzeugbesatzungen, des Auffindens der Ziele und dessen Anschleichen im Schutze der Dunkelheit.....der Rest, war einfaches Handwerk....den die enorme Schusskadenz der grosskaliberigen Schrägbewaffnungen, wirkten am Ziel, wie eine Kettensäge die weiches Holz durchschneidet ....
von Erwin Wiedmer
Entwicklung des Revi C12/D "Schrägbewaffnung"
(Sonderanfertigung für die Messerschmitt Bf 110)
Ende 1943 war die RAF dabei, die Luftherrschaft über Deutschland zu erringen. Doch dann ging es in die zweite Runde wo sich die deutschen Nachtjagt Geschwader unerwartet und eindrucksvoll mit neuen Taktiken und Waffensystemen wie der "Schrägen Musick" zurück meldeten...
Die Idee einer neuen raffinierten Bewaffnung....
Neben den neu eingeführten Funkmesstechniken um die Nachtjäger an die feindlichen Verbände heranzuführen, trug auch eine neue raffinierte Bewaffnungsvariante, nämlich die "schräge Musik", zum erneuten Erfolg der deutschen NJG bei. Bei der "schrägen Musik" handelte es sich um eine Schrägbewaffnung, die in einem Winkel zwischen 68 und 72 Grad nach oben aus dem Flugzeugrumpf gerichtet wird. Diese erlaubt somit einen Anflug unterhalb des Gegners in einer tiefer gelegenen Flugposition.
>> Erstmals umgesetzt wurde die Schrägbewaffnung im Juli 1942, in Tarnewitz <<

Die RAF Bomber, waren dieser Taktik hilflos ausgeliefert und fast chancenlos. Die Vorausahnung von Mahle, sollten sich in den kommenden Monaten (Anfang 1943) mit vernichtenden Verluststatistiken der Bomberflotte von Sir Arthur Travers Harris (RAF Bomber Command) bestätigt sehen.
Entwicklungs Hintergrund:
Über den Ursprung dieses Systems wird in der Fachwelt viel geräzelt. Erste Überlegungen dazu gab es bei der technischen Leitung der Luftwaffe schon 1941, die man damals aber noch nicht aufgegriffen hatte.
Am 25.07.1942, gab es die ersten Vergleiche über die Efizienz zwischen dem beweglichen Schiessen aus einem Heckdrehturm HD 151 und dem Einbau der Waffen mit 70° Starreinbau. Geschossen wurde auf Schleppscheiben (Sternscheibe) von 2 x 7 m in 70 - 180 m Entfernung mit einer Fluggeschwindigkeit von 200 Km/h.
- mit Starreinbau erreichte Hptm.Bohlen von 635 Schuss 85% Treffer
- mit HD 151 im beweglichen Schiessen von 550 Schuss 55% Treffer
Erstmals umgesetzt wurde die Idee von Waffenoberfeldwebel Paul Mahle, der bei einem Besuch der Waffenerprobungsstelle Tarnewitz den versuchsweisen Einbau von Schrägwaffen zur Abwehr feindlicher Jäger in einer Dornier Do 217 N-1 sah.
Nach reichlicher Überlegung, kam Mahle die Idee, die Messerschmitt Bf 110 ebenso mit einem solchen System auszurüsten, um damit die schweren RAF Bomber von unten zu bekämpfen. Die deutschen Flugzeugbesatzungen hatten bei dieser Angriffstaktik von unten tief keine Gegenwehr zu befürchten, da die RAF-Viermots keine Abwehrwaffen für diese Feuerrichtung besaßen.
Die Taktik der Nachtjäger sollte darin bestehen, sich von hinten tief unbemerkt an den Gegner anzuschleichen (schieben) und und mit einem gezielten Feuerstoß die breiten Tragflächen mit den schweren Motoren und den großen Treibstofftanks zu treffen.
TECHNIK
Schwere Verluste der RAF
Der Gruppenkommandeur der II./NJG 5, Hauptmann Manfred Meurer, meldete in einem Erfahrungsbericht vom 2. Oktober 1943, dass sein Nachtjäger mit der versuchsweise eingebauten Schrägbewaffnung (schräge Musik), ohne Verluste und ohne einen Gegentreffer zu erleiden, 18 Abschüsse erzielen konnten. Diese Erfolgsmeldungverbreiteten sich wie ein Lauffeuer bei allen N.J.G der deutschen Luftwaffe, und es dauerte nicht lange, bis sich die Schrägbewaffnung auch bei anderen Nachtjägerstaffeln durchgesetzt hatte und zu deren Standart-Taktik wurde.

Einsatz mit "Schrägbewaffnung"
Messerschmitt Bf 110 mit 20-mm-MG-FF
Vorgehungsweise
Die Nachtjäger werden zu zwei Funkfeuer entlang der Bomberroute dirigiert. Mit dem neuen Lichtenstein SN2 (Nachtradargerät) sind die Nachtjäger in der Lage, ihre Ziele auch bei absoluter Dunkelheit zu finden. Der Bordfunker und Bordschütze dirigiert den Flügzeugführer mit seinem SN2 Gerät bis 100 Meter an den Bomberpulck heran. Mit dem SN2 kann der Bordfunker den Nachtjäger nur bis auf 500 heranführen, da dem SN 2 die Nahauflösung fehlt. Bei nur geringem Geschwindigkeits-Überschuss schiebt sich nun die Bf 110 als Nachtjäger unter die ausgesuchte Lancaster der RAF. Der Viermot fehlt noch immer eine Bodenwanne mit entsprechender Bewaffnung, sodass sie nach unten blind und wehrlos ist und somit nicht bemerkt, das Sie in grösster Gefahr ist.
Bild rechts:
Heranführen an den Bomberstrom durch Funkführung und bordeigenens "Nachtjagdradar" wie zBs. das Lichtenstein SN 2e
Bild unten:
Endanflug auf Sicht bei ca. 100 Meter horizontal Abstand hinter und tiefer als das Gegnerflugzeug (Bomber)


TECHNIK
Beim durchschieben unter dem Gegner, kann der Flugzeugführer nun durch die an der Kabnienendecke angebrachten Revi 16 Glas und dem darauf reflektierenden Strichkreuz, den grossen Schatten über ihm, problemlos anvisieren. Denn der gernige Mindestabstand von nur 100 Metern, erlaubt ein schnelles unkomplizertes leichtes Zielen.
Wichtig dabei ist es eher für den Flugzeugführer die genaue Flugrichtung zu halten um nicht in der Mitte der Lancaster seine vernichtenden Schüsse zu palzieren. Denn der Einsatz der "schrägen Musik" ist nicht ungefährlich. Trifft er den Rumpf, könnten die Geschosse zur Explosion der Bomben führen und die Lancaster würde den Nachtjäger dabei mit in die Tiefe reißen. Somit ist immer ein Kurs zur rechten- oder linken Seite des Gegnerrumpfes zu wählen.
Beim unterfliegen des Gegners drückt nun der Flugzeugführer auf seinen "B" Auslöseknopf seines Steuerknüppels. Kleine aufblitzende Flammen zeigen die Treffer in der Tragfläche über Ihm. Nur wenige Minuten danach stürzt die Lancaster brennend zu Boden.

Trefferbild: Der Einsatz der "schrägen Musik" ist nicht ungefährlich. Trifft er den Rumpf, könnten die Geschosse zur Explosion der Bomben führen und die Lancaster würde den Nachtjäger dabei mit in die Tiefe reißen.
Auch die Junkers Ju 88 wurde mit der Schrägbewaffnung ausgerüstet!


Eine Messerschmitt Bf 110 des NJG 1 wird in Holland um 1943 auf Ihren Nachteinsatz vorbereitet.....
TECHNIK


.....der Wechsel vom Revi C12 zum Revi 16 N
Entwicklung der Nacht-Visiere
Eigenschaften dafür sollten sein:
- kleine Einbaumasse
- Regulierbar in allen Helligkeits-Stufen (Helligkeitsregler/Dimmer)
- Eine genug starke Leistung zu haben, um das Strichbild klar auf der weiter entfernten Reflexscheibe abbilden zu können (BF 110)
- Möglichst frei von Fremdspiegelungen aus der Umgebung

Die oben genannten Eigenschaften trafen nicht optimal auf das Revi C/12 zur Nachtjagd zu. Daher wurde bei der Luftwaffe ein weiters auf diesen Eigenschaften aufbauendes Reflexviser gefordert. Eines, das sich in alle Nachtjagdbaumuster (Bf 110, He 219, Do 217) einbauen liese. Die Ideale Lösung schien darin zu sein, die vorhanden Baumuster Revi 16 A & B darauf hin weiter zu entwickeln. Dies aufgrund der Wirtschaftlichkeit (Arbeitsstunden) und dem Hintergrund der Ressourcenknappheit, aufgrund der Kriegslage von 1944.

Spezialstrichplatte und Rotfilter für die Erweiterung eines Revi C12/D zu einem Revi C12 "N" für die Nachtjagd und Schrägbewaffnung zur Bf 110.
Eine Übergangslösung bestand erstmal darin, vorhandene Revi 16 B Muster in der "Einglasversion" (ohne dunkles Filterglas mit Revibügel) zu verwenden. Ab 1944 folgte ein komplettes neues Serien-Baumuster in Form des Reflexvisier Revi 16 N - hervorgehend aus dem Grundmodel dem Revi 16 A als Vorlage!

Es ist nicht ganz gesichert, ab wann die eigentlichen Rotfilter Fl 52119 für Reflexvisiere zur Nachtjagd zum Einsatz gekommen sind !? Sicher ist, dass das Revi C/12 N (unter anderem ebenfalls für die Schrägbewaffnung gedacht!) einen zusätzlichen roten Aufsatzfilter (Fl.21119) erhalten hat. Ansonsten unterschied sich das Reflexvisier jediglich durch eine Spezialstrichplatte mit unterbrochnem Strichkreuz. Meist wurde das "D" nach dem C/12 auf dem Typenschild einfach abgefrässt und durch ein von Hand aufgemaltes "N" (Nachtjagd) in weisser Farbe auf dem vorhandnen Typenschild aufgetragen!
Ebenso erkennbar auf den darauf folgenden Baumuster Revi 16 B mit dem abgefrässten "B" Buchstaben und dem dazu ergänzenden "N".
Das ab 1944 eingeführte Revi 16 "N" aus dem 16 A-Baumuster bereits mit den späten Typenschilder als Abziehbild.

Herkömmliches Strichbild, eines Revi C12/D, rechts dazu mit dem Rotfilter ausgerüstet für die Nachtjagd geeignet
+++ Die Die Nachtjagd beanspruchte für sich eigene Visiersysteme, die für das Zielen bei Dämmerung und insbesondere bei Nacht bestimmt sind.+++

TECHNIK
Einbau Revi C12/ "Schrägbewaffnung"
Teil 1: am Beispiel anhand einer Messerschmitt Bf 110 mit 20-mm-MG-FF - ca. Ende 1943
Bei der E-Stelle (Erprobungsstelle) in Tarnewitz, macht man auf Anweisungen von Paul Mahle im Juli 1943 sogleich an die Arbeit und verankert zwei 20-mm-MG-FF, angebracht auf einer Holzplatte, im Rumpf des ersten Bf 110 Nachtjägers als Versuchseinbau.
Am 23.September 1943 fertigte man erste standartisierte Einbauzeichnungen für die Schrägbewaffnung mit zwei 20-mm-MG-FF an um diese in die Bf 110/G.4 in Tarnewitz einzubauen.


Ein herkömmliches Reflexvisier Revi C12/D muss dafür hinhalten und wird zu einem Revi C12 für "Schrägbewaffnug" umgebaut.
Das neu abgeänderte Revi C12 montierte man am oberen Teil des Überrollbügel hinter dem Kopf des Flugzeugführers, sodass das Strichkreuz aus dem Revi auf eine Scheibe (Revi 16 Scheibe) am Kabinendach projiziert wurde. Mahle gehörte zur II./NJG 5 in Parchim, und die Flugzeugführer der Gruppe erprobten wenig später die Schrägkanonen erstmals im scharfen Einsatz.
>>Ein herkömmliches Revi C12/D wird mechanisch abgeändert und eingebaut<<





Bild oben: mit dieser Halterung, wurde das Revi hinter dem Flugzeugführer in der Bf 110 angeschraubt und befestigt.
Aus einem standart Reflexvisier Revi C12/D wird ein Revi C12 für Schrägbewaffnung mit 2 x MG-FF. Teile, die nicht mehr benötig wurden, werden abgebaut und die Reviglashalterung bis zur Hauptlinse abgeschliffen!
TECHNIK
"Schrägbewaffnung" in die Bf 110
Teil 2: Messerschmitt Bf 110 mit 20-mm-MG-FF
Die zwei MG-FF sind im Beobachterraum links und rechts der MG 81 Z-Waffenanlage schräg nach oben angeordnet. Für jede Waffe sind 120 Schuss vorhanden, die in vier Trommeln mit je 60 Schuss mitgeführt werden.
Die Waffenanlge erforderte ein zweites Reflexvisier für Schrägbewaffnung, das hinter dem Flugzeugführer angeordnet ist. Durch die sinnvolle Anbringung (siehe oben) der Visierscheibe im Kabinendach ist es dem Flugzeugführer möglich, durch Blick nach oben den über ihn fleigenden Gegner anzuvisieren (Abstand vom Gegner ca. 100 m) und in den Bereich seiner Schrägbewaffnung zu bringen. Die Waffen werden elektrisch ferngesteuert ausgelöst durch den B-Knopf am Steuerknüppelgriff.


Hinweis:
Ab 1944 wird an Stelle des Revi C/12, die Neuentwicklung für Nachtjäger, das Reflexvisier Revi 16 N eingesetzt!
Bei Flugzeugtypen wie der Bf 110, Do 217, He 219 und der Ju 88

Originale Abschussmeldung vom September 1944
- Abschuss erzielt durch Hptm. Altendorf des Nacht-Jagd-Geschwaders 5 mit seiner Messerschmitt Bf 110 G-4, durch Schrägbewaffnung mit zwei MG FF 2cm Minengeschosse.
Der Abschuss eines viermotorigen englischen Lancaster Bomber erfolgte um 01:39 Uhr in der Gegend von Hegeberg, ca. 20 Km nordwestlich von Königsberg.
Besatzung:
Hptm. Rudolf Altendorf
(24 Abschüsse (2 als Zerstörer, 22 als Nachtjäger)
Fw. Schweizer
Uffz. Scherer
ABSCHUSSMELDUNG
Ereigniss vom 30. August 1944


Probebewaffnung Bf 110 mit SB

Teileliste Schrägeinbau BF 110








